Der Soldat Ludwig Schmidt aus Untersotzbach…

Der Soldat Ludwig Schmidt aus Untersotzbach im 1. Weltkrieg.

Peter Kauck (Birsteiner Heimatbote 2016)

Die Einberufung zum stehenden Heer erfolgte 1915, am 26.11.1915 begann er seinen Militärdienst als Rekrut im 4. Badischen Infanterie-Regiment Prinz Wilhelm Nr. 112, 2. Rekruten Depot 1. E/112 in Donaueschingen.

Zur Vorbereitung auf den Kriegseinsatz gehörten auch Impfungen. So ist dem Soldbuch zu entnehmen, daß die Impfung gegen Pocken am 8.12.1915, gegen Cholera am 11.12.1915 und gegen Typhus am 18.12.1915 vorgenommen wurde.

Die Wiederholungsimpfung gegen Typhus erfolgte am 21. Mai 1917 und gegen Cholera an 31. Mai 1917.

Nach kurzer Ausbildungszeit rückte der Einsatz im Feld näher: Am 01. Februar 1916 erfolgte die Übernahme aus dem Reservistendepot in das 4. Badische Infanterie-Regiment Prinz Wilhelm Nr. 112, II. Bataillon, Jäger-Regiment 3. Am 22. Juli 1916 wurde L. Schmidt dem Feldheer überwiesen. Er kam zum Alpenkorps – 1. Kompagnie Ersatz-Abteilung, II. Bataillon Jäger-Regiment 3.

Der erste Kampfeinsatz des Alpenkorps war bereits 1915 an der Dolomiten- und Isonzofront und Mittte Oktober 1915 wurde das Korps in den Raum Sedan verlegt, um drei Tage nach Ankunft sofort wieder nach Serbien beordert zu werden. Die Verluste während des Marsches waren höher als in den zuvor stattgefundenen Kämpfen. Bereits im Juni 1916 befand sich das Alpenkorps wieder in Frankreich und kämpfte vor Verdun, wo Ludwig Schmidt in den letzten Juli-Wochen 1916 seinen ersten Fronteinsatz hatte.

Bis Ende Juli 1916 stand das Alpenkorps noch vor Verdun und wurde am 9. August 1916 nach Rumänien verlegt. Während der Schlacht bei Hermannstadt 22. – 29. September 1916 wurde das Zibinsgebirge überschritten. Mitte Dezember 1916 Kämpfe an der Jalomita.

  1. Dezember 1916 Weihnachtsschlacht von Rimnicul-Sarat, hier standen dem Korps neben den Rumänen erstmals Russen gegenüber.

Am 2. Januar 1917 erreichte das Korps Bolotesti, hier bildete die Putna die Grenze zu Russland, am Fluss folgten Monate des Stellungskrieges. Stellungskrieg war nicht immer ununterbrochenen Beschuß und Kampf, sondern es konnte auch tage- oder wochenlangen Stillstand bedeuten. An manchen Stellen der Front lagen die jeweiligen Schützengräben so nahe nebeneinander, daß auch Gespräche hinüber und herüber möglich waren. So ist auch die Anekdote überliefert, daß nach tagelangem Regen die Schützengräben sich mit Wasser füllten. So waren hier und da  auch Pumpen vorhanden, um die Gräben wieder trocken zu legen. Das waren wohl handbetriebene Pumpen, wie sie von der Feuerwehr benutzt wurden. Als nun die gegenüberliegenden Russen mitbekamen, daß auf deutscher Seite das Wasser aus den Gräben und Unterständen gepumpt wurde, kam eine Abordnung mit weißer Fahne herüber und bat,  die Pumpe auszuleihen, was ihnen auch gewährt wurde. Solche Begebenheiten endeten natürlich, als die Abteilungen an andere Abschnitte verlegt wurden und der Krieg wieder Fahrt aufnahm.

Aus der Zeit dieses Stellungskrieges ist eine Kommandoaktion im Frontabschnitt am Coman in den Karpathen überliefert, wo der kriegsfreiwillige Vize-Feldwebel Rottenbacher mit 35 badischen Jägern im Handstreich eine russische Stellung überrannte, die Befestigungen mit Handgranaten spengte und eine größe Menge an Kriegsgerät und Munition zerstörte, da während der 90 Minuten dauernden Aktion keine Zeit zur Mitnahme der Beute verblieb. Hinterher wurde berichtet, daß die eigenen Verluste minimal gewesen seien, eine Zahl wurde aber nicht genannt. Das war wohl die spezielle Kampftaktik der Jäger: Überraschender Vorstoß mit kleinen Trupps, Angriff aus der Deckung und schneller Rückzug, bevor eine größere feindliche Reaktion erfolgen konnte. Dem Vice-Feldwebel Rottenbacher wurde im Namen „Seiner Majestät des Kaisers von Österreich und apostolischen Königs von Ungarn“ die Silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse verliehen.

Im April 1917 schied das Alpenkorps aus der 9. Armee aus und wurde für mehre Wochen in Ruhequartiere in den Raum Kronstadt verlegt.

Den Teilnehmern am Feldzug wurde das Edelweiß- und das Karpathenabzeichen verliehen.

Ende Mai erfolgte wieder der Marsch an die Westfront ins Ober-Elsaß. Hier kam das Alpenkorps aber nicht zum Einsatz, sondern blieb in Reserve und wurde im August wieder nach Rumänien zurück verlegt. Am 12. August wurde die Putna überquert, am 28. August erfolgte die Einnahme von Muncelul, danach Stellungskämpfe bei Zabrautioru.

Im Oktober Marsch an die Isonzofront nach Italien. 24. – 27. Oktober Durchbruchsschlacht durch die Julischen Alpen. November 1917 erste Piave-Schlacht. Dezember Rückzug nach Cordenons und Vivaro, Weihnachten im Ruhequartier.

Januar 1918 erneute Verlegung an die Westfront als Reserve der deutschen Argonnenfront. 13. April Angriff auf Bailleul und Zweite Schlacht um den Kemmel. Nach zwölf Wochen Ruhe in Flandern wurde das Korps als Eingreif-Division in den Brennpunkt des Abwehrkampfes der 18. Armee bei Roye hineingeworfen. 18. – 28. August 1918 Rückzug auf die Linie Epenancourt bis Bethancourt, 4. September 1918 Rückzug auf die Tincourt-Stellung. Bei der Schlacht von Epehy am 18. September 1918, als das Alpenkorps von englischen Truppen mit Einsatz von Tanks überrannt wurde, war Ludwig Schmidt wegen eines Lazarettaufenthalts nicht mehr dabei. Er hatte eine Gasvergiftung mit kurzzeitiger Erblindung erlitten. Auch den nochmaligen Abmarsch des Alpenkorps nach Serbien am 22. September 1918 machte er nicht mehr mit.

Bei den Auflösungserscheinungen und dem allgemeinen Durcheinander an der Westfront gelang es ihm und einigen Kameraden, den Engländern und Franzosen zu entkommen und sich nach einem abenteuerlichen Fußmarsch nach Hause durchzuschlagen.

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